Landesliga 23/24

SK Marmstorf - Hamburger SK IV 5½:2½

Sonntag, den 25.02.2024
Spielort:  Vereinshaus des SV Grün-Weiss Harburg, Langenbeker Weg 1c, 21077 Hamburg


Spielbericht

In der sechsten Runde der Landesligasaison hatten wir die vierte Mannschaft des HSK zu Gast. Diese war bis dato punktloser Tabellenletzter, etwas überraschend aufgrund der Aufstellung, die eigentlich eher einen Platz im Mittelfeld hätte vermuten lassen. Unsere Gäste mussten zwar auf vier Stammspieler verzichten; angesichts gestandener „Ersatz“-Spieler wie Bernhard Jürgens und Jamshid Atri sowie vielversprechender Nachwuchstalente könnte man allerdings darüber streiten, ob man in diesem Zusammenhang den Begriff „ersatzgeschwächt“ überhaupt verwenden sollte. Bei uns fehlte Jan Hendrik und wurde durch Matze P. ersetzt; ansonsten traten wir in der üblichen Aufstellung an.

Meine Partie war bereits nach weniger als einer Stunde und 30 Minuten beendet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so schnell in einem Mannschaftskampf gewonnen hätte, und dann auch noch so schön! Schon im neunten Zug opferte ich meine Dame gegen drei Leichtfiguren, die sich in der Folge über die schwarze Stellung hermachten, und schon nach 20 Zügen war es vorbei.

Aber: Was macht man in den folgenden Stunden, wenn man schon so früh fertig ist? Den Kollegen beim Spielen zuschauen und dann einen Bericht darüber schreiben. So wurde es zumindest von den lieben Mitspielern beim anschließenden Mannschaftsessen entschieden. Insofern im Folgenden mein Versuch, das weitere Geschehen kurz zusammenzufassen.

Logischerweise dauerte es zunächst noch eine ganze Weile, bis sich wieder etwas Entscheidendes tat. Jonathan war vom Königsgambit seines Gegners sichtlich überrascht worden und in eine zumindest optisch eher gedrückte Stellung geraten, in der sein Gegner ein schönes Bauernzentrum d4/e4 und freies Figurenspiel genießen konnte. Kubi hatte einen Bauern geopfert; das sah gut aus, da der Gegner einen isolierten Doppelbauern auf der f-Linie hatte und auch die Frage nach dem Verbleib seines Königs würde klären müssen. Jeronimos Gegner hatte nach 1.d4 f5 lange überlegt und sich dann für eine eher unübliche Variante entschieden. Michaels Stellung sah ansprechend aus, allerdings mit einem Bauern weniger. Matthias B. suchte nach Möglichkeiten, in einer dem Londoner System ähnelnden Stellung Fortschritte zu machen, in der es aufgrund der noch ungeklärten Bauernstruktur noch viele verschiedene Optionen gab. Jens hatte einen Bauern mehr und sein Gegner hatte zwar etwas Spiel dafür, das aber insgesamt nicht nach hinreichender Kompensation aussah. Wie Jens hinterher meinte, war der Bauer auch einfach durch ein Versehen verloren gegangen. Die Stellung von Matthias P. sah entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten recht symmetrisch und geradezu solide aus. Es hingen keine Figuren, beide Könige standen sicher, und das Publikum rieb sich erstaunt die Augen. 😊

In der Folge wurde immer klarer, dass Kubi seine Druckstellung sicher verwerten würde. Er gewann seinen Bauern zurück und dann noch einen weiteren, behielt weiter Druck, und der Gegner hatte keinerlei Gegenspiel. Insofern folgerichtig bald darauf 2:0 für uns. Trotzdem war ich zu diesem Zeitpunkt nicht sehr optimistisch. Jonathan hatte viel Zeit verbraucht und die Stellung sah zumindest optisch weiter unangenehm aus. Jeronimo verwandelte seinen Zeitvorsprung zunehmend in eigene Zeitknappheit, und irgendwie störte ich mich als (zugegebenermaßen recht ahnungsloser) Fan an der durch den Zug …f5 geschwächten Königsstellung. Bei Michael wurde viel Material abgetauscht, der Mehrbauer des Gegners blieb aber erhalten und machte sich in Form eines entfernten Freibauern auf den Weg Richtung Ziellinie. Das sah ohne erkennbares Gegenspiel nach einer Niederlage aus. Matthias B. griff am Königsflügel an, dafür hatte der Gegner gute Perspektiven am Damenflügel. Bei Matthias P. passierte weiterhin nicht viel. Jens entschied sich nicht für den sicheren Vorteil, sondern für Abenteuer mit 18…g5?!?. Dadurch wurde sein König entblößt, bei vollem Brett verschwanden g- und h-Bauer seiner Rochadestellung. Laut Computer wäre die Stellung trotzdem noch spielbar gewesen, allerdings musste man schon sehr genau vorgehen, was nicht ganz gelang. Einige Züge später ging es dem König an den Kragen, nur noch 2:1.

Erleichtert nahm ich allerdings zur Kenntnis, dass Jonny eine strukturelle Transformation im Zentrum erreicht hatte. Dadurch ergab sich mehr Platz für seine Figuren, er kam zu Gegenspiel und überraschend schnell ging es dann in ein gewonnenes Endspiel über, damit 3:1.

Matthias B. hatte bei seinem Angriff eine Verteidigungsidee des Gegners übersehen, nach der er nach eigener Aussage auf Verlust stand, da ihm sein Königsangriff nicht mehr vielversprechend erschien und er das gegnerische Spiel am Damenflügel als letztlich zwingend einstufte. Das erschien den Fans zwar etwas übertrieben, trotzdem sah man gebannt zu, wie sich Matze zu einem Figurenopfer entschied, das dann letztlich doch durchschlug und dazu führte, dass der gegnerische König entblößt und zur Strecke gebracht wurde.

Beim Stand von 4:1 konnte somit nicht mehr allzu viel schief gehen. Michael stand zwar auf Verlust, aber Matthias P. erhielt ein Remisangebot, das er angesichts des Spielstands vernünftigerweise akzeptierte, auch wenn man sicherlich noch Gewinnversuche hätte unternehmen können.

Somit konnte Michael seine Partie aufgeben und es kämpfte beim Stand von 4,5:2,5 noch Jeronimo. In seiner Partie hatte sich viel getan, und beim Übergang ins Endspiel war in der Phase vor der Zeitkontrolle auch der eine oder andere Bauer vom Brett verschwunden, der auf die Zuschauer eher eingestellt wirkte. In einem Fall wurde das sogar durch ein entsetztes „Huch!“ begleitet, als nach …Tf5? statt dem eigentlich geplanten …Tf6 der ungedeckte Bauer g6 abhanden kam. In Summe ergab sich jedoch ein Endspiel mit T+L gegen T+S mit einem Mehrbauern für Jeronimo, in dem ich an dem Sieg eigentlich nie ernsthafte Zweifel hatte. Wie sich in der Analyse zeigte, wären diese aber durchaus berechtigt gewesen. O-Ton Jeronimo: „Gut, dass mein Gegner nach Ausführung seines letzten Zugs aufgegeben hat. Ich wollte gerade einen Zug machen, der die Stellung zum Remis verdorben hätte.“

Wie auch immer, am Ende mit 5,5:2,5 gewonnen und damit können wir zufrieden sein. Als nächstes dürfen wir uns dann mit der fünften Mannschaft des HSK messen, bevor es zum finalen Abschlusswochenende geht.

Beim anschließenden Essen wurde seitens der Mitspieler eine spezielle Würdigung meines Damenopfers als Teil des Berichts eingefordert. Um dem Genüge zu tun, hier der entscheidende Ausschnitt und Abschluss meiner Partie:

Stellung nach dem 8.Zug

Mein letzter Zug 8.e5 sollte dazu dienen, den Springer auf schlechtere Felder zu treiben, und tatsächlich empfiehlt mein Stockfish hier auch den Rückzug 8…Sg8, wonach Weiß spürbaren Vorteil hätte. Aber natürlich muss man auch eine Antwort auf den Zwischenzug 8…Sb6? parat haben, denn wenn die angegriffene Dame zurückweicht, kann Schwarz 9…Sfd5 spielen und steht OK. Insofern entschied ich mich für das Damenopfer 9.exf6! und sammelte mit 9…Sxc4 10.fxg7 Tg8 11.Lxc4 drei Figuren für die Dame ein, wobei Schwarz sich zusätzlich noch den Bauern g7 schnappen kann.

Trotzdem schätzte ich die Leichtfiguren hier als stärker ein, da sie schöne Felder haben und eine Initiative entwickeln können, wohingegen es der schwarzen Dame an Angriffszielen mangelt. Mein Computer gibt mir Recht und bewertet die Stellung bereits mit +3 für Weiß.

Es folgte 11…b5 12.Lb3 a5 13.Se5. Dies droht bereits Matt auf f7. 13…Dxd4? Führt zu Damenverlust nach 14.Lxf7+ Kd8 15.Sxc6+ mit Springergabel, und auch 13…Txg7 14.Sxc6 wäre großartig für Weiß, z.B. 14…Dd6 15.d5 a4 16.Sxb5. Daher war 13…e6 logisch, aber ich konnte mich über die Schwächung des Feldes f6 freuen, die schon bald relevant werden sollte. 14.Le3. Hier wäre 14.Sxc6 noch stärker gewesen, aber ich war mir bereits sicher, die Partie auch mit konservativeren Zügen gewinnen zu können. 14…Dd6?

In Verluststellung macht mein Gegner es mir leichter als nötig. Mein Sc3 will sich ohnehin über e4 auf den Weg Richtung f6 machen, und die Taktik funktioniert für Weiß. 15.Se4 Db4+ 16. Ld2 De7. Stattdessen würde 16…Dxd4 die Dame kosten, da der schwarze König nach Sf6+ entweder nach d8 oder e7 ausweichen muss, wonach die Springergabel auf c6 entscheidet. 17.Lg5 – sichert das Feld f6 für meine Figuren. 17…Db4+ 18.Ke2 Txg7 19.Sxc6. Wenn die schwarze Dame sich nun rettet und auf das einzige verfügbare Feld f8 ausweicht, ergibt sich eine herrliche Schlussstellung nach 19…Df8 20.Sf6#.

 Stattdessen zog mein Gegner 19…Lb7 und gab nach 20.Sf6+ auf. 1-0

(CR/26.02)

Ergebnis:


  SK Marmstorf 5½-2½ Hamburger SK IV
1 1 Carlstedt, Jonathan 2426 1:0 Alegria, Oliver 2143 2
2 2 Kuberczyk, Christoph 2279 1:0 Meier, David Geffrey 2124 4
3 3 Hawellek, Jeronimo 2303 1:0 Posske, Dr. Thore 1976 5
4 4 Rammé, Christoph 2108 1:0 Schellhorn, Wolfgang 2082 6
5 6 Hohlbein, Michael 1957 0:1 Atri, Jamshid 1994 10
6 7 Bach, Matthias 2197 1:0 Jürgens, Bernhard 2123 11
7 8  Diekmann, Jens 2047 0:1 Chyzynski, David 1770 14
8 10 Peschke, Matthias 1998 ½:½ Wartenberg, Alissa 1719 17


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