Vorbericht:
Bille hat, nachdem Frank Müller zu St. Pauli wechselte, offenbar
ähnliche Probleme damit, Landesliga-Stammspieler zu finden wie
wir, denn die Meldung an Brett 8 ist sicher nicht als Förderung
des Mädchenschachs zu verstehen. Angesichts der ausgeglichen
besetzten Mannschaft von Bille ist in diesem Wettkampf alles
drin, und wenn dann Martin Kopisch kurzfristig zu Überstunden
eingeteilt wird ...
Spielbericht:
Punktlandung in der Schlussrunde: Holger lockte seinen Gegner
in der Eröffnung auf ein ihm unbekanntes Terrain, so dass dieser
sich gezwungen sah, eine Figur zu geben. Andreas Bigot erhielt
dafür allerdings einiges Spiel und wäre es nicht Holger gewesen,
der neben mir gesessen hätte, so hätte ich die Partie als völlig
unklar abgeschätzt, aber so gab es irgendwann ein Mattnetz und
einen Punkt für uns. Michaels Gegner kam eine halbe Stunde zu
spät und musste schon nach wenigen Zügen feststellen, dass es
ungünstige Auswirkungen haben kann, wenn mehrere Leichtfiguren
gleichzeitig angegriffen sind. Die Partie lief dann mit einem
bequemen Materialvorsprung der Zeitnotphase entgegen und wurde
schließlich von Michael zum Sieg geführt. Einen weiteren
vollen Punkt gab es bei Sebastian Kielhorn, der zunächst mit
dem weißen Morragambit nicht viel anfangen konnte (und ich hatte
gedacht, wer bei Peter Harms Schach gelernt hat, würde alle
obskuren Gambitfortsetzungen kennen). Als sich der Gegner jedoch
in seinem Angriffsdrang auch zu größeren Investitionen bereit
fand, muss Sebastian an einer Stelle genauer gerechnet haben.
Jan Hendrik spielte, wie wir in der späteren Analyse feststellten,
zu Recht nicht auf ein Matt auf g7, sondern auf eine potentielle
neue Dame auf der a-Linie und kam damit zum Erfolg, als das
Wort "potentielle" entfiel. In der Zwischenzeit hatte Tobias
erneut eine gute Stellung in der Zeitnotphase eingestellt und
Jens hatte eine Position, in der er sich eigentlich sicher fühlte,
aus der Hand gegeben, wobei mir entgangen ist, wie dies passierte.
Nach der Zeitkontrolle stand es damit 4:2, was zu berechtigten
Hoffnungen Anlass gab, da ich in der Eröffnung einen Bauern
gewonnen hatte und nun in einem nahezu unverlierbaren Endspiel
mit entferntem Mehrfreibauern gelandet war. Entgegen dem Grundsatz
"iudex non calculat" vergewisserte ich mich durch dreimaliges
(fehlerfreies) Nachzählen, dass uns wirklich nur noch ein halber
Punkt für den Klassenerhalt fehlte und bot remis an. Da aber
der Mannschaftsführer von Bille die gleiche Rechnung aufgestellt
hatte, musste mein Gegner schweren Herzens weiterspielen und
das resultierende Turmendspiel wenig später aufgeben. Kurz vor
der zweiten Zeitkontrolle wählte Rainer nicht die zähesten Verteidigungszüge
und überließ damit seinem Gegner ein entscheidendes verbundenes
Freibauernpaar, so dass die letzte Partie noch verloren ging.
Mit dem 5:3 im letzten Wettkampf hatten wir doch noch die
Abstiegszone verlassen und gleichzeitig zum ersten Mal in einem
Landesligawettkampf nur entschiedene Partien gehabt. Beeindruckend
war, dass Holger nicht nur dies unmittelbar nach dem Wettkampf
angeben konnte, sondern zusätzlich noch, dass es bislang nur
ein Landesligamatch gab, in dem er allein dafür verantwortlich
war, dass dieses Ereignis nicht früher eintrat (nämlich beim
6,5:1,5-Sieg gegen den SKJE zwei Jahre zuvor).Ob es auf unseren
Sieg in der letzten Runde wirklich ankam, ist mittlerweile durch
eine E-Mail von Jürgen Kohlstädt in Frage gestellt worden, der
angibt, dass es infolge der Ergebnisse der höheren Ligen (kein
Hamburger Absteiger aus der Oberliga) nur einen Absteiger aus
der Landesliga gibt. Meines Erachtens gibt aber die Turnierordnung
klar vor, dass es stattdessen zwei Absteiger und einen weiteren
Stadtligaaufsteiger gibt.
Beim Blick auf die Einzelergebnisse
über die ganze Saison fällt auf, dass Holger am ersten Brett
wieder ein überragendes Ergebnis erzielt hat. Mit 6,5 Punkten
ist er dort zweitbester Spieler gewesen. Dass er solche Ergebnisse
erreicht, obwohl er die Weißpartien gegen Wolter und Kreutzkamp
schon nach wenigen Zügen remis gegeben hat, zeigt wie stark
er sich gegen die Topspieler der Liga schlägt. Vor allem der
Schwarzsieg gegen Enno Heyken, der in dieser Saison alle anderen
Partien gewann (!), verdient größten Respekt. Obwohl ich eine
Partie mehr als Holger gewinnen konnte, blieb ich in der Punktausbeute
hinter ihm. Die Mannschaft hat übrigens nur in den drei Wettkämpfen
Punkte geholt, in denen wir beide gewonnen haben. Da unsere
dritten Bretter (Frank, Harm, Jonathan) dazu neigen, den Verein
zu verlassen, war es sicherlich richtig, dem mit der Meldung
von Paul einen Riegel vorzuschieben. Er kam zwar nicht zum Einsatz,
aber immerhin brauchte er auch nicht wie in den 50er Jahren
das Material zu transportieren...
Die eigentlichen Bretter drei bis fünf sind erkennbar unsere
Problemzone. Ich hoffe, dass Tobias seine Zeiteinteilung optimiert.
Da er in diesem Fall nach eigener Einschätzung mindestens 100
DWZ-Punkte stärker sein wird, könnte er dann nach vorn rücken
und damit die anderen Spieler entlasten. Michael und Christoph
zeigten sich an ihren Brettern gut aufgehoben; Christophs einzige
Niederlage gegen den HSK hätte auch gut ein Sieg werden können.
Die weiteren Ersatzspieler haben zusammen 50% geholt und es
mir in diesem Jahr leichter als erwartet gemacht, die Mannschaft
zu komplettieren. Während ich im Vorjahr mehrfach auf Last-minute-Zusagen
von Matze angewiesen war, reichte diesmal schon ein Kader von
13 Spielern aus, um bei jedem Wettkampf rechtzeitig den Achter
vollständig zu haben, so dass ich Uwe und Tobias K. gar nicht
zu fragen brauchte.
(Jeronimo Hawellek, 18.04.2010)
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