Spielbericht:
HR: Wieder mal ein total subjektiv zusammengedisster
Bericht vom Schiri
Relativ schnell hatte Jan Hendrik
an 3 seinen Nimzo mißhandelt. Gerade für den schwarzfeldrigen
Läufer darf man keine Diagonalen öffnen. Die Figuren standen
zu verstreut oder unentwickelt, und schon nach dem zweiten Hebel
blieb von Müll-er nur Müll.
Erschreckt, daß er nicht
als erster fertig war, machte Holger an 2 remis. Hätte er geahnt,
daß es heute um jeden Punkt geht, hätte er wohl weitergespielt,
denn totremis war es eher nicht.
Sehr interessant sah
es bei M. Peschke an 6 aus. Nach langem Grübeln bot er ein interessantes
Qualleopfer an, nach langem Grübeln lehnte der Gegner ab (für
beide Entscheidungen hätte HR 2 Sekunden gebraucht). Das
führte zu aktivem Spiel, aber auch einem Isolani, denn Weiß
auch schnell schlachtete, aber diesmal eine halbe Qualle anbot.
Auch diese wollte der Gegner nicht haben, und plötzlich stand
der König von Matthias extrem zugig. Diesmal knallte der Gegner
ihm eine Qualle rein, die man nicht ablehnen konnte, und nach
3 Zügen war es vorbei.
An Brett 4 wurde ebenfalls gemüllt.
Irgendwie sah es aus, als ob Tobias sehr freiwillig erst seinen
Mehrbauern, dann seinen Nichtmehrbauern und dann auch noch eine
Figur eindaddelte. Und am Ende die Zeit, aber das war dann eh
egal.
Damit stand es nach der Hälfte des Kampfes schon
hoffnungslos 0.5:3.5..., allerdings hätte mit etwas Glück daraus
locker ein 4.5:3.5 werden können. An Brett 8 quälte sich
Undritz ebenfalls mit einem Isolani und dahinter geparkter Läuferleiche,
aber diese wurde nach ein paar Unvorsichtigkeiten des Gegners
höchst lebendig. In Zeitnot versiebte er die unverhoffte Chance
aber gründlich zum Verlust. Damit war der Kampf gelaufen.
In der Zwischenzeit stand Jero an 2 mal wieder mental wesentlich
schlechter als de facto. Gegenholger hatte aber nicht genug
Zug zum Tor, so daß Jero ihm jede Menge Verkorkspringer in den
Weg werfen konnte und ein recht ansehnliches Endspiel bekam.
Wie immer galt, daß wer sich in Zeitnot begibt, darin umkommt,
und Jero bewies saubere Technik.
Diekmann an 7 hingegen
kam mit einem (eher nutzlosen) Mehrbauern aus der Eröffnung,
wehrte den Druck geschickt ab, klaute bald darauf noch einen
zweiten, weil der Gegner das Turmendspiel gänzlich uninspiriert
spielte...aber dann ging wieder das Zeitnotdrama los und er
wickelte ausgerechnet in das nervige a+c-Endspiel ab, was ja
eigentlich remis ist. Weiteren Streß ersparte ihm der Gegner,
indem er sich selber austrickste.
Das Damenendspiel mit
Mehrbauern (den Turm zu tauschen, war wohl keine so gloriose
Idee) von Ramme an 5 hätte man vermutlich noch bis Ostern weiterspielen
können. Gottseidank (aus Sicht des Schiri) rannte er dann doch
in ein unabwendbares Dauerschach, und alle konnten nach Hause,
die einen froh, die anderen weniger.
HH: Und wie üblich folgt der Nachweis, dass Hauke
von Schach fast gar keine Ahnung hat (wenn man mal davon absieht,
dass er von Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel für sein Alter
viel zu viel versteht) und lieber in der Bezirksliga spielen
sollte:-)
Förster, Andreas (2166) – Müller, Jan Hendrik (2157)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (7.3), 23.02.2014
Ich würde ja behaupten, dass man gegen das Leningrader System
besser das Bauernopfer 6...b5 anbringen sollte, aber wahrscheinlich
zeigt das nur, dass ich schon zu oft gegen Matthias B. gespielt
habe:-). Natürlich spricht nichts gegen die Hauptvariante
6...Lxc3+ 7.bxc3 d6, der Fehler liegt an späterer Stelle...
...denn hier wäre die schwarze Stellung nach 19...a6 mit
der Idee 20...b5 völlig ok. Das pseudoaktive 19...Sh3?
wäre nach 20.Lh4 am besten reumütig zurückgenommen
worden, 20...Tg2? 21.f4! verkraftete die schwarze Position
nicht mehr, es folgte noch 21...Kc7 22.Txh3 Txe2 23.Dxe2
Lxh3 24.Df3 Lg4 25.Dxg4 1:0
Franke, Lutz (2156) – Hebbinghaus, Holger (2274) HMM
2014 Landesliga Hamburg (7.1), 23.02.2014
Wenn ich eine Idee gehabt hätte, die dies gerechtfertigt
hätte, dann hätte ich gern weitergespielt (der Wettkampf sah
schon nicht so gut aus), aber meine Stellungseinschätzung deckte
sich nicht mit Haukes. Nach Turmtausch hat Schwarz keine Gewinnchancen,
und den Turm zurückzuziehen, um nach Tc3 nebst Tb3 die b-Linie
aufzugeben, taugt nur für ein Spiel auf Verlust. 1/2-1/2
Müller, Tobias (2129) – Voigt, Gerrit (2186) HMM 2014
Landesliga Hamburg (7.4), 23.02.2014
Bei Tobias war der Mehrbauer ohnehin nicht das entscheidende
Kriterium, die Chancen auf Vorteil hatte er früher, wo 19.Kh2
mit Räumung der g-Linie sehr logisch aussieht. Nach der Partiefortsetzung
19.Sd4 Tf6 wäre wohl immer noch 20.Kh1 die beste Wahl
gewesen, während Weiß nach 20.Sxe6 Sxe6 21.dxe4 fxe4 22.Kh1
Dg3 23.Dxh5 Sg7 24.Dg5 Tg6 25.Dxg3 Txg3 26.Tbe1 d5 zwar
den erwähnten Mehrbauern hat, aber angesichts der Idee ...Sf5
nicht klar ist, wie man ihn jemals nutzbringend einsetzen soll.
Ob man deswegen gleich zur Radikalkur 27.f5 greifen
muss, mag durchaus kritisch hinterfragt werden, auf jeden Fall
war nach 27...Tf8 28.cxd5 cxd5 29.Td1 Sxf5 30.Txd5 Sxe3 31.Txf8+
Kxf8 32.Td2 Sxg2
33.Kh2?? Se3 keine gute Wahl und wäre besser durch
33.Tf2+ Ke7 34.Kh2 ersetzt worden.
Peschke, Matthias (2009) – Adloff, Ralf (2077) HMM 2014
Landesliga Hamburg (7.6), 23.02.2014
Matthias´ Qualitätsopfer war genau genommen nur ein Scheinopfer,
denn wenn Schwarz nach 14...exd4 15.Sxd4 zugreift, dann
muss er nach 15...Lxf1 16.Sxc6 Dc8 17.Sxe7+ Txe7 18.Dxf1 entweder
noch den d6 hergeben oder (nach e5) die Qualität zurückgeben.
Es folgte stattdessen 15...Dc7 16.cxd6 Lxd6 17.Te1 Lb4 18.Dc2
Tac8 19.e5 Sd5 20.Sxd5 cxd5
Aus praktischer Sicht wäre 21.Dxc7 Txc7 22.Ted1 mit Minimalvorteil
angebracht, es folgte hingegen 21.Tec1 Lc3 Mit Rechnerunterstützung
findet man heraus, dass nach 22.Df2 sowohl 22...Lxa1 23.Txc7
Txc7 24.Lxd5 Lxd4 25.Lxd4 Tc1+ 26.Kh2 Tec8 27.Lb3 als auch 22...
Sxe5 23.fxe5 Dxe5 24.Txc3 Txc3 25.Ld2 Dxg3 26.Lxc3 Dxc3
27.Tb1 begünstigt, während nach der Partiefortsetzung 22.Lxd5
Sxe5 Schwarz bereits auf Gewinn steht, da auf einmal alle
Figuren richtig postiert sind.
Es folgte noch 23.Se2 Sf3+ 24.Kf2 Txe3 25.Kxe3 Dc5+ 26.Kxf3
Dxd5+ 27.Kf2 Ld4+ 0:1
Undritz, Björn (1920) – Jarnuczak, Detlev HMM 2014 Landesliga
Hamburg (7.8), 23.02.2014
„Katze“ Undritz hätte nach 34...c5 noch ein harter Kampf
um Remis bevorgestanden, nach 34...Te8 übernahm er hingegen
selbst die lange Diagonale Nach 35.g5 Ld8 36.d5+ f6
hätte er mit 37.Df3 einfach den f4 decken sollen, um abhängig
von der schwarzen Reaktion entweder die d-Linie zu öffnen oder
den d-Bauer vorrücken zu lassen – danach hätte Schwarz es sehr
schwer gehabt. Stattdessen folgte 37.gxf6+ Lxf6 38.Lxf6+
Kxf6 39.Dg5+ Kg7
und anschließend im 40. Zug der Verlustzug 40.Tg2? Th8+
41.Kg3 Db3+ 42.Kf2 Dxb2+ 0:1 Stattdessen hätte sowohl 40.dxc6
(mit der Idee 40...Th8+ 41.Kg3 Db3+ 42.Kg2 Dh3+ 43.Kf2 Dh2+
44.Ke3 Th3+ 45.Ke4 Dxd2 46.De7+ nebst Dauerschach) als auch
40.f5 Remis gehalten; nach Letzterem hätte Schwarz im 40.Zug
erkennen müssen, dass er mit 40... Te2+ ins Remis abwickeln
sollte, während die auf den ersten Blick verlockende Schachserie
40...Th8+ 41.Kg3 Db3+ 42.Kf4 Dc4+ 43.Ke5 Te8+ 44.Kd6
nur den weißen König in Sicherheit bringt, während der schwarze
König völlig schutzlos ist.
Hawellek, Jeronimo (2347) – Henrich, Holger (2260) HMM
2014 Landesliga Hamburg (7.2), 23.02.2014
Jeronimos Turmendspiel wäre nach 49...Ke6 50.f5+ Ke7 glatt
remis gewesen, während nach 49...Kg6 50.Td5 h5 51.Td6+ Kf7
52.Kf5 Te2 53.g6+ Ke7 54. Ta6 Ta2 55.Txa5 h4 56.Ta7+ Kf8 57.Ta8+
Ke7 58.Tg8 zwei alles entscheidende verbundene Freibauern
auf dem Brett auftauchen.
Kirschneck, Erich (2121) – Diekmann, Jens (2051) HMM
2014 Landesliga Hamburg (7.7), 23.02.2014
So nutzlos scheint mir Jens´ Mehrbauer gar nicht zu sein.
Klar, für die Freibauernbildung taugt er nichts, aber er lässt
sich hervorragend zum Raumgewinn verwenden.
30 Züge später hatte Jens die folgende Gewinnstellung erreicht,
die nach 52...Kd4 keine größeren technischen Probleme mehr stellen
sollte, während nach 52...Te3 53.Tf8 Txf3 54.Txf5+ Kb6
sich bereits das berüchtigte Endspiel Turm,a+c-Bauer gegen
Turm abzeichnete. Immerhin hätte er es nach 55.a4 Tf2+ 56.Kd3
mit 56...f3 57.Ke3 Ta2 58.Kxf3 Txa4 unter besseren Umständen
als in der Partie erhalten können, wo nach 56...Tb2 57.Txf4
Tb4 58.Tf8 Txa4 der weiße König nah genug dran ist, um Remis
zu halten. Allerdings sollte sich die Stellungsbewertung noch
fünfmal ändern ...59.Kc3 Th4 60.Tf5 Tb4 61.Th5 Tb5
Hier hält 62.Th4 oder 62.Th1 remis, während nach 62.Th8
a4 63.Th4 63...a3 gewinnt. (Zu den Einzelheiten befrage
man bitte den Endspielexperten seines Vertrauens.) Nach 63...Tb3+
ist es hingegen wieder remis. 64.Kc2 Kb5 65.Tg4 c5 66.Tg8
Th3 67.Kb2 Tb3+ 68.Kc2 Kb4
Für die Statistik: 69.Ta8 verliert (nur 69.Tb8+ hält
remis), und nach 69...Ta3 70.Kb2 gibt 70...Th3
den halben Punkt wieder zurück (es gewinnt nur 70...Tb3+, um
erst nach 70.Kc2 den Turm zum Königsflügel zu schicken; um den
Umfang des Berichtes nicht ausufern zu lassen, bitte ich alle
Interessierten, die Endspieldatenbank zu befragen – das ist
alles andere als trivial). 71.Tb8+ Kc4 72.Tg8 Th2+ 73.Ka3
Tc2 74.Tg4+ Kb5
Und Weiß begeht den letzten Fehler. Zur Frage, warum 75.Tg2,
75. Tg1 und 75. Tg5 im Gegensatz zu allen anderen vernünftigen
Zügen nicht remis halten, verweise ich wieder auf Nalimov, dass
allerdings 75.Txa4?? an 75...Ta2+ scheitert, sollte
man durchaus sehen.
Winter, Markus (1973) – Rammé, Christoph (2132) HMM 2014
Landesliga Hamburg (7.5), 23.02.2014
Zumindest aus praktischer Sicht wäre es in der Tat vorzuziehen,
anstelle von 34...Tc1 mit 34...Dg5+ 35.Kf1 (35.Kh2
scheitert an 35...Dd2 36.Tf1 Df4+ 37.Kg1 Tc3 38.Dd7 Tc5; 35.Kh1
an 35...Tc3) 35...Tc3 36.Dxe4 Txh3 darauf zu setzen, dass
die weiße Königsstellung zugiger ist als die schwarze, aber
ob das objektiv zum Gewinn reicht?
Eine kleine Randnotiz: Dieses später entstandene Endspiel
wäre auch ohne den weißen a-Bauern Remis.
(Hauke Reddmann (HR) und Holger Hebbinghaus (HH), 26.02.2014)
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