Hart umkämpft und zu hoch verloren
Unsere Dritte ist den Aufstiegsstress los, denn mit 2,5.5,5
haben wir eine deutliche Niederlage im entscheidenden Mannschaftskampf
gegen Weiße Dame bezogen.
Wir hatten Gerhard und Susanne zu ersetzen und setzten dafür
Daniel und Mario ein. Das beide Ergänzungsspieler verloren,
war nicht unbedingt zu erwarten, ebenso wenig wie die Tatsache,
dass wir nur eine einzige Gewinnpartie aufweisen konnten.
Doch zum chronologischen Verlauf des Kampfes:
Wir hatten uns lange gedulden müssen, ehe unsere Gegner kamen.
Mit einer halben Stunde Verspätung war Weiße Dame mit Bus und
Bahn angereist und recht spät in Marmstorf eingetroffen. Die
beiden Autofahrer folgten kurze Zeit später und es konnte acht
gegen acht losgehen.
Weiße Dame hatte von der Rangliste her lediglich die ersten
vier Bretter aus der etatmäßigen Rangliste aufgeboten, doch
dies war nichts unbekanntes, wie dies in sieben Runde zuvor
deutlich wurde. Unklar war nur, wie stark die unteren Bretter
sein würden.
Mario bekam dies als Erster mit. Nach einer merkwürdigen
Eröffnung beiderseits ließ Mario sich den Turm einfangen und
ich hatte die Partie bereits abgehakt. Was im 27. Zug dummerweise
passierte, konnte in vorausschauender Weise (?) im 43. Zug wieder
ausgeglichen werden. Marios Gegner ließ ebenfalls seinen Turm
stehen, profitierte aber in der Folge von einem starken e-Bauern,
der sich zur Verwandlung anschickte. Um dies zu verhindern gab
Mario den zweiten Turm, vielleicht in der Hoffnung, dass sein
Gegenüber ihm ein paar Züge später den Kredit zurückzahlen würde.
Tat er aber nicht und so lagen wir mit 0.1 zurück.
Jens wuselte wie auch sein Gegner in der Eröffnung herum
und es kam zu einer ziemlich verschachtelten Stellung. Nachdem
dann auch noch die Türme getauscht wurden, fragte Jens, ob er
Remis machen dürfe. Der Blick über die Bretter verhieß keine
große Sorge, so wurde am fünften Brett die Friedenspfeife angezündet.
Jan Hendrik war der nächste, der zu mir kam und fragte, ob
er Remis machen könne. Angesichts seiner schlechten Zeit und
auch mit dem Gedanken im Hintergrund, dass er den schwersten
Gegner hatte, stimmte ich zu. Die Stellung sah aus meiner Sicht
zwar noch reif zum Kneten aus, aber das Remis mit Schwarz war
schon okay.
Es stand also 1:2 gegen uns und keine der laufenden Partien
stand zu diesem Zeitpunkt für uns auf Verlust. Klare Gewinne
waren zwar auch noch nicht zu sehen, aber die Hoffnung stirbt
bekanntlich zuletzt. Vor und nach der ersten Zeitkontrolle wendete
sich jedoch einiges.
Heinz spielte die ganze Zeit gut mit, doch die feindlichen
Springer waren sehr störend eingedrungen und so kam Heinz
zu einem Minusbauern. Dieser wäre im Leichtfigurenendspiel vielleicht
noch zu kompensieren gewesen, aber Heinz wanderte selbst mit
seinem Springer in unsichere Gefilde und musste diesen am Ende
ersatzlos geben.
Beim Stande von 1:3 hatte ich einen Bauern gewonnen und stand
klar besser, wenngleich dies mit jeweils Dame + ungleichfarbige
Läufer auf dem Brett immer ein Spiel mit Überraschungen war.
Nachdem ich die Zeitkontrolle überstanden hatte, suchte ich
den Gewinnweg. Es gab Möglichkeiten, jedoch fand ich diese nicht.
Stattdessen ließ ich ein unangenehmes Damenschach zu, dachte
viel nach und musste an den Brettern nebenan mit ansehen, wie
eine Partie nach der anderen verloren wurde. Um meine eigene
nicht auch in Zeitnot wegzustellen, nahm ich das mir zuvor angebotene
Remis ein wenig zerknirscht an.
Was war zwischenzeitlich passiert?
Claus hatte ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett und
schaffte es noch, nachdem er sogar zwischenzeitlich einen Bauern
mehr hatte, die Partie zu verlieren.
Daniel hatte einen Bauern weit nach vorne gelassen und diesem
folgten Figuren, die sich Daniels Bauern griffen. Mit zwei Bauern
weniger in einem Turmendspiel hatte Daniel wenig Aussicht auf
Erfolg.
Einzig Lutz steuerte die einzige Gewinnpartie auf Marmstorfer
Seite bei. Selbst bot er nach Tausch der Türme Remis an, was
jedoch abgelehnt wurde. Danach wurden zwar die Damen getauscht
und jeweils ein Freibauer auf jeder Seite machte sich zum Weg
nach ganz vorne auf, aber Lutz konnte beim Aufräumen der sonst
herumstehenden Bauern exakt zwei dieser Geschöpfe mehr wegräumen
und hatte im Damenendspiel nach der Umwandlung das Zugrecht.
Da Lutz Damenendspiele offenbar beherrscht, verhalf er sich
selbst zum einzigen Marmstorfer Sieg an diesem Abend, indem
er zwingend den Damentausch herbeiführte.
Schade, aber so deutlich wie wir gegen die direkte Konkurrenz
verloren haben, wäre ein Aufstieg nicht vertretbar. Haben wir
gegen Königsspringer an den oberen Brettern deutlich das Nachsehen
gehabt, so war es gegen weiße Dame eine Schwäche an den letzten
Brettern. (Stephan Barz, 08.05.2004)
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